Stolpersteine – Was heißt antifaschistische Erinnerung heute?

Stolpersteine – Was heißt antifaschistische Erinnerung heute?

 

Rede des VVN-BdA – Vertreters Henning Mächerle bei der Stolperstein-Verlegung für Heinrich Creter am 4.7.2024 in Gießen, Gnauthstraße 2:

Ein Stolperstein für Heinrich Creter in Gießen

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit den kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Faschismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Es gibt etwa 100.000 Stolpersteine in 29 Ländern, davon mehr als 90.000 in Deutschland. Sie bilden zusammen das größte Mahnmal weltweit, das an die Verbrechen der Faschisten erinnert.

Es geht also um Erinnerung!

Erinnerung ist zum einen eine individuelle Angelegenheit.

Allerdings gibt es keine Erinnerung ohne einen geschichtlichen und gesellschaftlichen Rahmen.

Für die Antifaschistische Bewegung war der Schwur von Buchenwald programmatisch.

Darin heißt es:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Hat nicht so richtig geklappt!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Dieses Ziel blieb auch unerreicht, weil schon die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenwurzel umstritten war.

Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Blieb bis heute ein ferner Traum. Ganz im Gegenteil Krieg und Unfreiheit sind allgegenwärtig.

Diesen Schwur kann man in folgendem Satz zusammenfassen:

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“

Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn die Frage beantwortet wird woher kommt Faschismus!

Am Anfang muss die einfache Erkenntnis stehen, das Faschismus nicht viel mit der Psychologie einzelner zu tun hat, sondern mit politischen und ökonomischen Interessen.

Wenn an die Stelle moralischer Appelle die Erkenntnis tritt, dass die Krise des Kapitalismus und ihre Folgen eine wesentliche Ursache für den Aufstieg der Rechten weltweit ist.

Soll Antifaschismus mehr sein als eine hohle Phrase muss er antikapitalistisch sein und eine wirklich neue Welt des Friedens und der Freiheit zum Ziel haben.