Gießener grün geführter Magistrat will Brüder-Grimm-Schule Wiese “klauen”
Für die Baupläne eines Investors will der Gießener Magistrat (Grüne-SPD-Linke) der Brüder-Grimm-Schule in Klein-Linden die Schulwiese wegnehmen. Der Investor will dort zwei Einfamilienhäuser errichten. Den Schülerinnen und Schülern bliebe nur ein asphaltierter Schulhof.
Hier dokumentieren wir die Rede von Martina Lennartz, Stadtverordnete der DKP und Lehrerin an der Brüder-Grimm-Schule auf der Gießener Stadtverordnetenversammlung am 6. Juni 2024:
Sehr geehrter Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
liebe Gäste, liebe Eltern, Kollegen, liebe Kinder, liebe Frau Burggraf,
zuerst möchte ich Ihnen mitteilen, dass mich der Antrag auch persönlich trifft. Ich unterrichte seit dem Jahr 2000 an der Brüder Grimm Schule- und das sehr gerne. Ich liebe es mit den Kindern zu arbeiten, ich schätze meine Kolleginnen und Kollegen sehr wert und wir haben eine großartige Schulleitung, die mit uns allen daran arbeitet, dass sich die Schule weiterentwickelt. Und dann haben wir einen unglaublich engagierten Schulelternbeirat. Wir alle zusammen arbeiten hart und mit Freude an der Weiterentwicklung unserer Zukunft, der Kinder
Worum geht es heute? Um ein wunderschönes Wiese mit großer Artenvielfalt, dass zum Schulgelände gehört und von ihr auch zum Spielen, Lernen, Erfahren und bei großer Hitze zum Abkühlen genutzt wird- dieses soll 4 kleinen Einfamilienhäusern weichen
Unsere Schwerpunkte sind Bildung nachhaltige Entwicklung, eines unserer Projekte der Schule ist Gießener Jugendlicher forschen, wir haben Zertifikate: Schule der Nachhaltigkeit und Umweltschule, das clevere Esszimmer. Wir sind an den Vorbereitungen zu einem Kräuter- und Schulgarten. Wir haben ein Teichbiotop und dann einen out-door Klassenraum. Alle Klassen haben die Möglichkeiten einmal in der Woche die Wiese als grünes Klassenzimmer zu nutzen.
Wir initiierten gemeinsam eine nachhaltige Veranstaltung zum Tag des Baumes im Jahre 2018, an dem Frau Weigel Greilich persönlich bei der Bepflanzung von drei Esskastanien dabei war und den Kindern der Schule erklärt, dass sie diese schützen und pflegen sollen.
Auf dem Grundstück mit viel Biodiversität bietet befinden sich des Weiteren 12 schützenswerte auch richtig alte schattenspenden Bäume (Siehe Baum Katasteramt), Die wollen wir alle schützen und pflegen. Wir sind auch auf der Wiese zum Unterrichten, zum Erforschen, zum Spielen, zum Erholen, nutzen den notwendigen Platz für die Bundesjugendspiele, unsere Wurfanlage gehört zum Schulgelände, selbst diese wäre dann Teil des Baugebietes.
Unser Nachmittagsangebot nutzen JETZT schon mehr als die Hälfte der 400 Kinder Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 ist beschlossen. Die Zahlen werden also weiter steigen.
Die Schule wird nun endlich weiter renoviert, das marode Gebäude für die Klassen 1- 6 wird neu gestaltet. Dazu gab es einen Architekturwettbewerb. In den Rahmenbedingungen der Ausschreibung zur Teilnahme des Wettbewerbes heißt es: „Die Stadt Gießen ist sich ihrer Verantwortung für künftige Generation bewusst und räumt den Aspekt des Kilmaschutzes sowie dem nachhaltigen Bauen einen besonderen Stellenwert ein.“
Eine Aufgabe ist also ein besonders nachhaltiges Gebäude zu bauen und in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsarchitekten, auch die schulische Umgebung das Schulgelände zu gestalten.
Anfang Mai fragten Vertreter des Stadtplanungsbüros nach, wie denn die Schulleiterin über eine mögliche Bebauung und sich die Gegebenheiten vor Ort denke. Frau Burggraf hat sie informiert ,alles gezeigt, aber gesagt, dass eine Bebauung nicht in Frage komme.
Erst durch Eltern erfährt Frau Burggraf, dass das Bauvorhaben auf der Tagesordnung des Ortsbeiratssitzung steht. Auch der Schulelternbeirat wurde weder gefragt noch angehört.
Eine Bebauung, wie sie also der Magistrat der Stadt vorsehe ist zusammenfassend bildungspolitisch katastrophal und dazu städtebaulich verzichtbar. Der Wohnungsbedarf ist laut Bau und Grund auch nicht wirklich groß. Zum Abschluss ein paar Zitate aus dem Koalitionsvertrag:
„Wir wollen erreichen, dass die Bürgerinnen und Bürger bis 2035 in einer klimaneutralen Stadt leben.
Dieses Ziel hat für uns höchste Priorität. Es gibt die Richtung und die Geschwindigkeit im Bereich Verkehr, beim Ausbau erneuerbarer Energien, bei der Einsparung von Gebäudeemissionen sowie beim Erhalt und Ausbau von Grünflächen vor.“ (S.3)
„Geeignete räumliche Bedingungen sind für uns eine wichtige Rahmensetzung für Schulentwicklung und die Qualität von Schulen. Nachhaltiges Bauen und nachhaltige Bildung sind in diesem Zusammenhang wichtige Ziele, „Bildung zur Nachhaltigkeit“ stellt dabei ein wichtiges pädagogisches Ziel dar, nachhaltiges Planen und Bauen ist Anspruch an Architektur für zukunftsorientierte Schulgebäude mit ihren Außengeländen“ S.19
„Neue gesellschaftliche Herausforderungen finden ihren Niederschlag immer auch im Bildungssystem und in den Schulen. Von daher werden die Diskussionen um Klimawandel und Nachhaltigkeit in den Schulen und von Schülerinnen engagiert und intensiv geführt. Dies wollen wir unterstützen, indem wir ein Schulentwicklungsprogramm zu den Themen des Klimawandels und der Klimaneutralität auf den Weg bringen, das potenziell allen Schulen offensteht und Schulen nach Bewerbung mit Mitteln ausstattet, die ihnen die Umsetzung von projekt- und handlungsorientierten Projekten in allen Lernbereichen ermöglicht.“ S.24
„Für die folgende Legislaturperiode gilt es an Entstandenes und Bewährtes anzuknüpfen und nun im Sinne der Nachhaltigkeit unter Einbeziehung der Aspekte des Klimaschutzes die Sportangebote und die Sportinfrastruktur Gießens, in Form einer Sportentwicklungsplanung, insbesondere mit Blick auf
ungedeckte Sportanlagen weiterzuentwickeln. Zum Erhalt und zur nachhaltigen Sicherung der sportlichen Infrastruktur Gießens wollen wir noch
stärker Synergien zwischen unterschiedlichen Akteuren in Vereinen und Verbänden, Schulen und Hochschulen, der Stadt Gießen sowie den angrenzenden Kommunen und dem Landkreis fördern.“ S.33
„Der Erhalt der Sportflächen, das Schaffen neuer Flächen, sowie die ggf. anfallende (energetische) Sanierung von Sportstätten sehen wir als eine der Hauptaufgaben in den nächsten Jahren. „ S.35
„Wir möchten, dass die Stadtplanung immer die Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum im Blick hat. „ S.35
„Um die Lebensqualität zu stärken wollen wir die Grünflächen und Freizeitflächen einschließlich der Sportstätten sichern und attraktiv gestalten.“ S.38