Gießener Stadtregierung will Obdachlose vertreiben – Stellungnahme von Martina Lennartz (DKP)

Stellungnahme der Stadtverordneten Martina Lennartz zur geplanten Obdachlosen-Vertreibung durch den Magistrat der Stadt Gießen

Die Gießener Allgemeine Zeitung meldete am 5.8.2025: “Am Berliner Platz haben sich einige Obdachlose niedergelassen. Weil es dort zu Problemen kommt, will Gießens Bürgermeister Alexander Wright die Notbehausung räumen.”

STELLUNGNAHME von Martina Lennartz:

Die bevorstehende Räumung der Notbehausung am Berliner Platz macht deutlich, wie dringend wir in Gießen tragfähige und menschenwürdige Lösungen für wohnungslose Menschen brauchen. Es reicht nicht, Orte zu räumen. Wir müssen Perspektiven schaffen.

Gerade die Unterführung am Berliner Platz zeigt, wie gefährlich solche Zufluchtsorte sein können. Bei den zunehmenden Starkregenereignissen, wie wir sie in den letzten Jahren immer wieder erlebt haben, ist ein Aufenthalt unter Brücken oder in Flussnähe lebensgefährlich. Die Wieseck und die Lahn können binnen Minuten anschwellen und Menschen in akute Gefahr bringen. Dass solche Orte überhaupt als letzte Zuflucht dienen müssen, ist ein Armutszeugnis für unsere soziale Infrastruktur.

Mein Antrag zum Wetterbus (auf unserer Webseite) ist ein konkreter Vorschlag, wie wir dieser Verantwortung gerecht werden können. Ein mobiles Hilfsangebot, das ganzjährig aktiv ist und sich flexibel an Wetterlagen anpasst, kann Leben retten. Es geht um Schlafsäcke im Winter, Trinkwasser im Sommer, Evakuierung bei Starkregen und vor allem um menschliche Nähe, medizinische Erstversorgung und die Vermittlung an Hilfsstellen.

Die Stadt muss jetzt handeln. Wer räumt, muss auch Alternativen bieten. Wer weiß, dass Brücken keine sicheren Zufluchtsorte sind, darf nicht zulassen, dass Menschen dorthin zurückkehren müssen.

Der Wetterbus wäre ein erster Schritt und ein Zeichen, dass Gießen seine Verantwortung gegenüber den Schwächsten ernst nimmt.