Corona geht – die Rezession bleibt

Corona füllt die Zeitungen und das Fernsehprogramm, täglich gibt es neue Verordnungen und Verhaltensregeln. Zur Finanzkrise gibt es dagegen nur eines: Die Staatsknete muss fließen. Dabei ist es doch so: Corona wird vergehen, die Krankheit der Ökonomie bleibt uns erhalten.
Nun kriegen nicht alle die ökonomische Misere zu spüren. Börsen zeigen Höchststände, die Portfolios der Vermögenden wachsen gewaltig. Deutschlands hundert Milliardäre sind seit Jahresbeginn um zehn Milliarden reicher geworden. Die Europäische Zentralbank (EZB) überschwemmt die Märkte mit Geld, senkt die Zinsen bis auf oder gar unter Null, kauft Staatsanleihen, und das nicht erst seit gestern. Seit 30 Jahren, also fast seit Ende des Nachkriegsbooms, wächst die Finanzwirtschaft schneller als die Realwirtschaft, also die Produktion von Waren und Dienstleistungen. Diese dümpelt mit ein bis zwei Prozent Jahreszuwachs dahin.
Mit der Flutung der Geldmärkte wächst die Ungleichheit in der Behandlung der Bürger. Auf dem Sparbuch gibt es keine oder negative Zinsen, Lebensversicherungen bringen nicht einmal die Substanz des Eingezahlten. Auf der anderen Seite steigen die Preise von Aktien und Immobilien.
Aber man glaube nicht, dieses Spiel ließe sich bis ins Unendliche fortsetzen. Um die Zinsen in endlose Tiefen rutschen zu lassen, muss man schon das Bargeld abschaffen. Keiner weiß, welche Haken das Kapital noch schlagen wird. Einfallsreich war es durchaus schon immer. Man könnte auch die Milliardäre für die Staatsschulden zur Kasse bitten, aber das liegt außerhalb aller Überlegungen unserer Politiker. Also wird man versuchen, den Dauerzustand der permanenten Staatsverschuldung ewig zu verlängern. Den Drogen­süchtigen heilt man allerdings nicht dadurch, dass man die Dosierung der Opiate dauernd erhöht.
Klaus Mewes